Die transformative Kraft der generativen KI ist vergleichbar mit den Auswirkungen der öffentlichen Einführung des Internets im Jahr 1993, als die kommerzielle Nutzbarkeit des World Wide Web schlagartig alle Lebensbereiche veränderte.
Mit dem Start von ChatGPT und der schnellen Verfügbarkeit weiterer Large Language Modelle (=LLM) und KI-Anwendungen im Jahr 2023 haben wir mit hoher Wahrscheinlichkeit einen vergleichbaren Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte erreicht. Innerhalb nur eines Jahres ist die aktive Nutzung künstlicher Intelligenz für alle Computernutzer unabhängig von ihren technischen Fähigkeiten möglich und nützlich geworden.
Wir gehen davon aus, dass Softwareingenieure gemeinsam mit Geschäftsanwendern eine neue Arbeits- und Wirtschaftswelt schaffen werden. Denn die erhoffte Demokratisierung der künstlichen Intelligenz wird die systemische Zusammenarbeit vereinfachen und fördern. Gleichzeitig werden sich die Tätigkeitsfelder in beiden Bereichen grundlegend verändern. Softwareingenieure werden aufgrund ihrer Technik- und Tool-Affinität ihre Arbeitsweisen und Prozesse vermutlich schneller, radikaler und mit mehr Freude neu ausrichten. Ähnlich wie agile Frameworks aus der Softwareentwicklung in die Unternehmenswelt Einzug gehalten haben, könnten Softwareingenieure auch diesmal Vorreiter und Vorbild eines tiefgreifenden Prozesswandels werden.
Wohin entwickelt sich der Software Engineering Markt?
Most Wanted: Softwareingenieure
Auch wenn konkrete Use Cases in vielen Geschäftsbereichen noch fehlen und zahlreiche Ideen für den Einsatz von KI aktuell nicht umsetzbar sind, haben sie dennoch praktische Relevanz. Denn der technologische Fortschritt in der generativen KI hat ein unvergleichliches Tempo angenommen. Softwareingenieure gehören zu den Pionieren, die die Forschungsarbeiten, aus denen die disruptive Technologie hervorgegangen ist, erstmals in großem Umfang in unternehmensindividuellen Anwendungen praktisch nutzbar machen werden. Sie werden auf Basis der generativen KI eine neue Generation digitaler Lösungen entwickeln, smarte Systemintegrationen realisieren und gleichzeitig ihre eigene Domäne effizienter gestalten. Der anhaltend hohe und weiter steigende Bedarf an Ingenieurleistungen wird so mittelfristig vielleicht erstmals trotz des vorherrschenden Fachkräftemangels zufriedenstellend gedeckt werden können.
Software Engineering als Vorreiter im ganzheitlichen Transformationsprozess
Die IT-Branche liefert bereits heute als einer der wenigen Unternehmensbereiche sehr konkrete Anwendungsfälle mit hoher Wertschöpfung für den Einsatz generativer KI und wird sich rasch weiterentwickeln. Dies liegt zum einen daran, dass der gesamte Softwareentwicklungsprozess aus Programmierung und natürlichsprachlicher Koordination und Dokumentation besteht.
Zum anderen wird der Transformationsprozess dadurch begünstigt, dass bereits entsprechende KI-Tools existieren, die nativ in führende Software Frameworks integriert sind. 81% der Tech-Experten fühlen sich in der Lage, mit den neuen Tools sofort produktiver zu arbeiten und stehen ihnen positiv gegenüber. Zwar arbeiten erst 12% der Befragten wirklich intensiv damit, doch der gemeinsame Tenor ist, dass generative KI Softwareentwickler und Ingenieure von administrativen, repetitiven Aufgaben entlastet, und mehr Freiraum für intellektuell anspruchsvolle Tätigkeiten schaffen wird.
Die Zahl derer, die KI-Tools in ihren Arbeitsalltag integrieren, wird in den nächsten zwei Jahren auf 76% steigen. Gleichzeitig gibt es das weit verbreitete Narrativ, dass Softwareentwickler durch Fortschritte in der generativen KI in vielen Teilbereichen ersetzbar werden. Hier wie in anderen Berufsfeldern gilt, dass sich durch den Einsatz von KI vor allem die Tätigkeiten verändern werden. Nicht die künstliche Intelligenz wird Menschen oder Experten ersetzen, sondern Menschen, die KI smart für sich nutzen, werden anderen Mitbewerbern auf dem Arbeitsmarkt deutlich überlegen sein.
Generative KI revolutioniert die Developer Experience
70% der Softwareentwicklungsleiter sind überzeugt, dass generative KI die Agilität und Qualität im Software Engineering steigern wird. Vor allem im Bereich der teilautomatisierten Code-Generierung, der Interpretierbarkeit bestehenden Codes, der Erstellung von Tests, User Stories sowie der technischen Dokumentation lässt sich die Teamproduktivität mit entsprechenden KI-Tools deutlich steigern. Dafür sind neue Lösungen wie ChatGPT oder der GitHub Copilot sehr hilfreich, aber auch bereits integrierte KI-Tools in bestehenden Entwicklerwerkzeugen erfüllen diesen Zweck.
Tatsächlich bietet der gesamte Software Engineering Lifecycle Anknüpfungspunkte, um generative KI sinnvoll einzusetzen, wenn auch noch in unterschiedlichen Reifegraden. Sei es bei der Generierung von Testdaten, der Erstellung von textuellen und visuellen Artefakten für User Interfaces oder einer besseren Verwaltung des Backlogs durch eine höhere Informationsdichte und automatisierte Prioritäten- und Handlungsempfehlungen: Generative KI wird den Softwareentwicklungsprozess sukzessive beschleunigen. Wer hier nicht mitzieht, wird mittelfristig klar zurückfallen.
Auszug aus der Checkliste für IT-Entscheider
IT-Entscheidungsträger aufgepasst! Generative KI kann den gesamten Softwareentwicklungsprozess revolutionieren – aber nur, wenn man die richtigen Hebel zieht. Aber wie kann man volle Potenzial ausschöpfen?
- Automatisierungspotenziale erkennen und gezielt einsetzen
- KI-Tools in der Developer Experience clever nutze
- Eine zukunftssichere Qualitätskultur fördern
- Möglichkeiten und Grenzen von KI offen kommunizieren